Stadttaubenmanagement im Kanton Basel-Stadt

Feral Pigeons sitting in a line, near Marble Arch, London by sermoa

Das Basler Stadttaubenmanagement unter der Obhut von Prof. Haag-Wackernagel wurde im Januar 2020 – nach 30 erfolgreichen Jahren – beendet. Das Basler Stadttaubenmanagement galt im Expertenkreis international als Vorzeigeprojekt für einen sorgsamen Umgang mit verwilderten Strassentauben in Städten und genoss auch in der hiesigen Bevölkerung Akzeptanz. Mit dem Basler Stadttaubenmanagement wurden bis zu 13 Taubenschläge durch einen Taubenwart betreut. Den Tauben wurden damit saubere Schlaf- und Nistplätze zur Verfügung gestellt. Zudem fanden Gesundheitskontrollen statt und kranke Tiere konnten getötet werden unter der Vermeidung von sinnlosen Leiden. Zudem wurden als Massnahme gegen eine übermässige Vermehrung der Strassentauben zehntausende von Eiern gegen Gipseier ausgetauscht.

Bei Stadttauben handelt es um verwilderte Haustiere, auch wenn sie gesetzlich als Wildtiere gelten, für deren Wohlergehen auch der Kanton verantwortlich ist. Seit über mehr als einem Jahr sind die Taubenschläge nun geschlossen und es gelten Fütterungsverbote. Wie es scheint, hat sich der Kanton Basel-Stadt vom Ansatz eines tierwohlgerechten Umgangs mit den Strassentauben verabschiedet ohne Alternativen für den Umgang mit den Stadttauben aufzuzeigen.

Aufgrund dieser Ausführungen bitte ich den Regierungsrat um die Beantwortung folgender Fragen:

  1. Weshalb hat der Kanton Basel-Stadt das bewährte Stadttaubenmanagement mit der Betreuung von Taubenschlägen beendet? Aufgrund welcher Überlegungen ist dies geschehen und gibt es ein neues Programm als Ersatz?
  2. Wer hat die Beendigung des Programms beschlossen und aufgrund welcher Grundlagen ist dies geschehen?
  3. Wie kann ausgeschlossen werden, dass die Beendigung des Programms nicht zu mehr Tierleid führt bei den Stadttauben (erhöhter Stress und folglich erhöhte Krankheitsanfälligkeit, Hunger, etc.)?
  4. Weiss der Regierungsrat, was mit den hunderten von Tauben in den betreuten und nun geschlossenen Taubenschlägen geschah? Gibt es dazu Untersuchungen und Beobachtungen?
  5. Wie kann sichergestellt werden, dass die getroffenen Massnahmen tierschutzkonform sind und nicht beispielsweise zu einer massiven Zunahme qualvoll verhungernder Jungtauben führen?
  6. Gibt es Vorgaben und Ziele für ein längerfristig angelegtes Stadttaubenmanagement und falls ja, wie sehen diese aus?
  7. Gemäss Website leben in Basel 5000-8000 Tauben. Wird in Basel-Stadt ein regelmässiges Stadttaubenmonitoring betrieben? Wenn vorhanden: Wie hat sich die Taubenpopulation in den letzten Jahren entwickelt? Bitte um eine detaillierte Aufstellung.
  8. Unter welchen Voraussetzungen wäre die Stadt bereit, ein tierfreundliches Taubenmanagement mit betreuten Taubenschlägen wieder aufzunehmen und sich gleichzeitig für ein besseres Ansehen der Tauben in der Bevölkerung einzusetzen?

Harald Friedl (76)

 

16. April 2021 von Harald Friedl
Kategorien: Uncategorized | 6 Kommentare

Kommentare (6)

  1. Sehr wichtiges Thema, lieber Harald. Vielen Dank für Deinen Vorstoss.

  2. Hallo, ich finde die Tauben werden in Basel wie Ungeziefer behandelt. Wenn man sich mit Tauben beschäftigt, merkt man schnell wie clever und amüsant sie sind. Auch können sie sich die Menschen sehr wohl merken die gut zu ihnen sind. Das Urteil dass Tauben dreckig sind , quittiere ich immer mit dem Argument , dass der grösste Drecksack auf unserem Planeten der Mensch ist. Falls ich irgendwie helfen kann,gerne. Freundliche Grüsse. Maria Ferrini

  3. Vielen Dank, Herr Friedl, dass Sie sich dieses Problems abnehmen. Ich fürchte, dass nach Schließung des Schläge, mit gleichzeitigem Fütterungsverbot, unzählige Tiere qualvoll verhungert sein werden, lasse mich jedoch gerne eines Besseren belehren. Ich hoffe, dass Sie Erfolg haben mit Ihrem Bemühen, diese unbegreiflichen, grausamen Maßnahmen möglichst schnell rückgängig zu machen.

  4. Herzlichen Dank Herr Friedl. Es ist traurig, wie die Basler Tauben hausen, nisten müssen. Tote Jungtiere liegen in den Nestern auf den Spikes – oder fallen runter, sind verletzt. Ein Geschäft hat verbotenerweise sogar Stacheldraht über die Spikes gelegt, wo sich ein Nest befand. Tauben sind verhungert, die in einer Passage ihr Nest hatten, da diese übers WE geschlossen wurde. Sie gehen nachts auf Futtersuche, was nur ausgehungerte Tiere tun. Zahlreiche Tauben sind seit Februar verschwunden … Sie werden regelrecht ausgerottet, eine Schande für Basel. Das Augsburger Modell ist die einzige Lösung für Tier und Mensch. Dieses hat sich seit Jahren in vielen Städten bereits bewährt.

  5. Sehr geehrter Herr Friedl, wir freuen uns sehr über Ihr so dringlich notwendiges Engagement für Basels Stadt-Tauben. Unsere Stiftung hat die Situation, unseren Möglichkeiten entsprechend, gründlich recherchiert, bevor wir Herrn Samuel Furrer STS um Unterstützung gebeten haben. Bei Bedarf stellen wir Ihnen das Dossier gerne zur Verfügung.
    Vielen herzlichen Dank!

  6. Sehr geehrter Herr Friedl, ganz herzlichen Dank für Ihren Einsatz für die Stadttauben! Ich hoffe, dass mit Ihrem Vorstoss endlich eine Lösung der für die Stadttauben unerträglichen, leidvollen und für die Stadt beschämenden Situation gesucht und gefunden wird. Lösungen wären vorhanden, es fehlt nur noch die Einsicht, dass das (menschverursachte) Leid ethisch vertretbar behoben werden könnte. Modelle dafür gäbe es genug. Bitte bleiben Sie dran!

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