Risse in der Berichterstattung

Die Schweiz am Wochenende fabuliert zu Elisabeth Ackermann über den angeblichen „Verlust der Unterstützung in Ihrer Partei“ und von „der Bildung einer Gruppe von Ratgebern“. Eine Replik.

In der Schweiz am Wochenende vom 7. Oktober wird im Titel des Teasers auf der Frontseite suggeriert, dass es einen Riss gäbe zwischen der Grünen Partei und Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann. Belegt wird diese Behauptung aber nicht. Die Redaktoren berufen sich auf anonyme Quellen, die – „wenig erstaunlich“ – nicht genannt werden wollen. Wieso es wenig erstaunlich ist, dass sich Kritikerinnen und Kritiker nicht mit Namen genannt sein wollen, verschweigt der Artikel. Diese Art der Berichterstattung ist sehr befremdlich. Einen Riss zwischen der Grünen Partei und Elisabeth Ackermann gibt es nicht, dafür stehe ich als Präsident ein. Die Grünen sind eine pluralistische Partei, in der verschiedenen Meinung Platz haben und eine Diskussionskultur ohne Tabus herrscht.

Zudem ist es selbstverständlich, dass wir uns mit unserer Regierungsrätin austauschen. Weshalb sollten langjährige WegbegleiterInnen nicht miteinander diskutieren? Gute Entscheidungen kann auch eine Regierungsrätin, ein Regierungsrat nur treffen, wenn vorher Meinungen eingeholt und reflektiert werden. Daraus eine Geschichte zu kreieren, welcher Elisabeth Ackermann die Fähigkeit zur Selbstständigkeit abspricht, mutet sehr eigenartig an.

Der Artikel hat aber noch eine weitere Facette, die irritiert. So wird die Rolle von Elisabeth Ackermanns Ehemann – von nicht genannten Quellen als „achter Regierungsrat“ bezeichnet – thematisiert. Die Redaktoren müssen sich die Frage gefallen lassen, ob es bei umgekehrter Konstellation, Regierungspräsident wird von interessierter und politisch versierter Ehefrau an offiziellen Anlässen begleitet, ebenfalls zu einer ähnlichen medialen Berichterstattung kommen würde. Spielt da vielleicht das Geschlecht eine Rolle bei der Bewirtschaftung von Stereotypen?

Für mich ist Elisabeth Ackermann eine gewissenhafte Schafferin, die an guten Lösungen für alle interessiert ist. Sie geht auf Kritik und Anregungen offen ein. Dafür braucht es weder anonymen Quellen noch paternalistische Berichterstattung seitens der Medien.

 

Harald Friedl, Präsident Grüne Partei Basel-Stadt

Ausschnitte dieses Artikels wurden als Leserbrief der Schweiz am Wochenende eingereicht

08. Oktober 2017 von Harald Friedl
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